Neulich saß ich wieder hinter meinen Tomaten und hab mir die Leute von gegenüber angeguckt. Irgendwie baut man ja mit der Zeit so was wie nachbarschaftliche Beziehungen auf, auch ohne das die Nachbarn was davon mitbekommen. Hier in Berlin ist man ja cool und so. Da lädt einen keiner von gegenüber mal zum Kaffee ein. Obwohl meiner Nachbarin das mal passiert ist, mit dem von schräg gegenüber. Aber jetzt findet sie’s richtig scheiße, weil der Typ ihr ständig ins Fenster glotzt, obwohl sie gar nichts mehr von ihm will.

Naja, jedenfalls im ersten Stock in der Nummer 12 wohnt seit letztem Sommer so`nen frischverliebtes Pärchen. Vielleicht sind sie auch gar nicht frischverliebt, aber die frühstücken immer ganz romantisch zu zweit auf dem Balkon und abends ziehen sie die Vorhänge zu, damit man nicht mitkriegt, was die da machen. Soll mir ja auch egal sein. Letzten Samstag hatte einer von beiden Geburtstag oder sie haben ihr Liebesjubiläum gefeiert oder so was. Jedenfalls gab’s Sekt und Lachs. Erst hab ich gedacht, es sei nur Fleischwurst, was da so rosig auf dem Teller schimmert, aber dann hab ich mal genauer hingeguckt und es war tatsächlich Lachs. Die lassen’s sich schon gut gehen.

Nach dem Frühstück wurde es dann spannend. Ich meine, nicht dass ich voyoristisch wäre, aber da konnte ich echt nicht mehr weggucken. Er zieht sich plötzlich das T-Shirt aus und sitzt mit nacktem Oberkörper auf dem Balkon. Sexy Tattoo hat er, würd‘ ich mir gern mal näher angucken. Sie fängt an, ihm über die Schultern und die Oberarme zu streicheln. Dann steht sie auf, stellt sich hinter ihn und lässt ihre Finger seine glattrasierte Brust heruntergleiten. Sie flüstert ihm was ins Ohr, irgendwelche schmutzigen Sachen wahrscheinlich. Dann fährt sie ihm durch’s Haar, bis runter an die Hüften und dabei guckt so immer so komisch.

Ich versinke noch ein Stückchen tiefer in meinen Tomaten. Dann fängt sie an, so seltsame Bewegungen zu machen. Mit den Händen. Ne, wirklich. Ich wusste überhaupt nicht mehr was da läuft. Ich also den Feldstecher vor’s Auge und aufgepasst.
Aber unauffällig. Man weiß ja nie, vielleicht kann man ja noch was lernen. Irgendwelche irren Sexpraktiken, mit denen ich dann meinen nächsten Liebhaber verwöhnen kann. Meinen nächsten Liebhaber….na, das ist jetzt aber ein anderes Thema.

Der Lachs hat ´nen Kräuterrand und das Rotkäppchen ist von der milden Sorte. Das wär‘ ja jetzt nicht so mein Geschmack. Ich trink ja lieber trocken. Von süßem Sekt krieg ich immer gleich Kopfschmerzen und dann kann ich das mit der Erotik gleich vergessen. Haben die beiden aber scheinbar kein Problem mit. Jedenfalls fummelt die immer noch so komisch an dem rum. Ich weiß ja nicht, ob das noch ´ne längere Show wird, aber ich koch jetzt mal keinen Kaffee mehr und bleib hier. War `ne weise Entscheidung, denn jetzt geht’s echt zur Sache. Er beugt sich langsam über den Tisch, bis seine Brustwarzen die Tischplatte berühren und sie lehnt sich über ihn. Langsam lässt sie ihre Hände über seinen Rücken gleiten, mir wird schon beim zugucken ganz anders, und dann drückt sie zu. Autsch! Ordentlich gespritzt hat das. Richtig gelber Eiter, ich hab’s genau gesehen! Was für ein Prachtexemplar von Pickel!

Na, das mit den Sexpraktiken hat sich dann wohl erledigt. Oder wer weiß, vielleicht sollte ich mir das nächste Mal einen pubertierenden Liebhaber suchen und das mal ausprobieren….

(c)Tatjana Bielke